Der Heimtextil University Contest bietet nationalen und internationalen Studierenden und Hochschulen im Bereich Textildesign die Möglichkeit, ihre Abschlussarbeiten oder Designprojekte einem internationalen Fachpublikum und der Presse zu präsentieren. Die Gewinner*innen werden von einer hochkarätigen Jury ausgewählt und stellen ihre Arbeiten während der Heimtextil in der Halle 3.0. aus.
Kreative Visionen: Die Gewinner*innen 2025
Im Rahmen des international ausgeschriebenen Heimtextil University Contest 2025 überzeugten drei Gewinnerinnen mit ihren herausragenden Konzepten: Kateryna Basiuk von der Hochschule Luzern in der Schweiz ließ sich von der feinen Struktur von Mottenflügeln inspirieren und entwarf in ihrem Projekt „Silent Canvas“ Schallabsorber aus recycelten Garnen, die zugleich funktional und ästhetisch ansprechend sind.
Die finnische Designerin Eszter Nagy von der Aalto University erforschte das Thema Licht mit ihrer „Lumen-Kollektion“, in der sie gewebte Textilien als schwebende Membranen zwischen Licht und Raum inszeniert.
Birke-Katharina Weber von der Weißensee Kunsthochschule Berlin wiederum widmete sich in ihrer Arbeit „MycoColors“ der Entwicklung nachhaltiger Farbstoffe aus Pilzen und lotet dabei innovative Möglichkeiten für ökologische Färbetechniken aus.
Kateryna Basiuk, Hochschule Luzern, Schweiz – Silent Canvas
Kateryna Basiuk untersucht in ihrem Projekt „Silent Canvas“, wie recycelte Garne für zirkuläre Schalldämpfer eingesetzt und dabei gleichzeitig deren ästhetischen und visuellen Eigenschaften verbessert werden können. Inspirieren lässt sie sich dafür von den schallabsorbierenden Mikrostrukturen von Mottenflügeln.
Ihre Schlüsseltechnik, um diese natürlichen Strukturen in recycelten Materialien nachzubilden, ist das Stricken. Das Projekt befasst sich mit dem SDG 12.5, der Verringerung der Abfallerzeugung durch Wiederverwendung. Die Arbeit ist Teil eines Projekts der Products & Textiles Research Group - HSLU Design, Film & Art
Eszter Nagy, Aalto University, Finnland – Lumen-Kollektion
Nachhaltigkeit und Licht: In ihrer „Lumen-Kollektion“ stellt Eszter Nagy aus natürlichen Materialien gewebte Textilien vor, die als Membrane zwischen Licht und Raum navigieren. Entstanden sind ihre beiden Hauptstücke auf der Industriemaschine der Aalto Universität, die über eine Baumwollkette verfügt. Die Dichte und Dicke des Garns bewegte Eszter Nagy dazu, mehrschichtige Strukturen und Fil-Coupe zu testen, um die Lichtdurchlässigkeit zu erhöhen.
Im Entwurfsprozess probierte sie von Hand gewebte Strukturen aus und behandelte diese auf unterschiedliche Weise: In „Lilla“ verwebt sie eine zweilagige Struktur mit Leinenschüssen, die bei Lichteinfall ihre langen Schwebungen im Gewebe offenbaren. „Duo“ entsteht als ein einziges Gewebe mit doppelter Bindung, das später mit der Fil-Coupe-Technik auseinandergeschnitten wird. Das Muster ist mit Wolle gewebt, die nach dem Waschen und Trocknen die Position der geschnittenen Schüsse fixiert. Die beiden so entstandenen Stoffe bilden gegenseitige Negativmuster, die übereinandergelegt als Vorhang einen spielerischen Effekt ergeben.
Birke-Katharina Weber, Weißensee Kunsthochschule Berlin, Deutschland – MycoColors
„MycoColors“ widmet sich der farbenfrohen Welt der Pilze: In ihrer Forschungsarbeit untersucht Birke-Katharina Weber innovative Methoden zur Extraktion von Textilfarben aus Pilzen, die das Potenzial haben, als umweltfreundliche Alternative zu synthetischen Farben zu dienen.
Birke-Katharina Weber erforscht dabei verschiedene Pilzarten und Extraktionsverfahren, um eine breite Palette nachhaltiger Farboptionen für die Textilindustrie zu entwickeln. Dafür werden extraktive Verfahren zur Gewinnung von Farbstoffen aus den Fruchtkörpern bestehender Pilzarten sowie das kontrollierbare Wachstum von Myzelien in Bioreaktoren eingesetzt. Ihr Ziel ist es, eine ständig wachsende Palette von Farben zu schaffen, die auch auf andere Materialien übertragen werden können.
Ein Gewinn mit vielen Vorteilen
Die Gewinner*innen erhalten einen kostenfreien Messestand in direkter Nähe zur Trend Arena in Halle 3.0 – einem Publikumsmagneten, der maximale Aufmerksamkeit garantiert. Hier bietet sich ihnen die Möglichkeit, sich auf globaler Ebene zu vernetzen und wertvolle Geschäftskontakte zu knüpfen.
Zusätzlich werden zehn kostenfreie Besuchertickets bereitgestellt. Darüber hinaus unterstützt das PR- & Marketing-Team der Heimtextil alle Gewinner*innen kommunikativ mit internationaler Berichterstattung und gezielten Werbemaßnahmen
Die Fachjury zur Heimtextil 2025
Laetitia Forst
Wissenschaftliches Textildesign
Laetitia Forster kommt aus der Textildesign-Branche und schloss 2015 ihr Masterstudium an der ENSAD Paris ab. Danach arbeitete sie als freiberufliche Designerin und Beraterin, bevor sie ihre Doktorarbeit am Centre for Circular Design begann, die sie 2020 abschloss. Eines ihrer Hauptinteressen gilt den Auswirkungen von Nachhaltigkeits-"Zwängen" auf den kreativen Prozess. Derzeit arbeitet sie als Postdoktorandin an zwei Forschungsprojekten der University of Arts London: dem Projekt Business of Fashion Textiles and Technology (BFTT) mit dem Centre for Sustainable Fashion und zusammen mit dem Centre of Cirular Design an dem Projekt HEREWEAR.
Maarit Salolainen
Professorin für Textildesign, Aalto-Universität, Kreativdirektorin, Vanelli
Maarit Salolainen ist Leiterin des MA-Studiengangs für Mode-, Bekleidungs- und Textildesign und Professorin für Textildesign an der Aalto University School of Arts, Design and Architecture. Sie ist eine erfahrene Textildesignerin mit einer Leidenschaft für die Vermittlung von Textilwissen in multidisziplinären Plattformen. Neben ihrer akademischen Arbeit ist Salolainen in der internationalen Textilindustrie tätig. Als Kreativdirektorin für die türkische Textilfabrik Vanelli leitet sie ein Team von Designern und Ingenieuren bei der Entwicklung neuer Konzepte, Produkte und Kollektionen für internationale Herausgeber und Marken von Heimtextilien.
Tina Moor
Wissenschaftliches Design und Kunst
Professorin für Textildesign an der Hochschule Luzern (Design & Kunst), Schweiz. Seit 2004 in der Designforschung tätig. Von 2010 bis 2021 Leiterin des Bachelors Textildesign und von 2015 bis 2017 Vizedirektorin für Lehre. Derzeit unter anderem Leitung mehrerer interdisziplinärer Innosuisse-Projekte mit Industriepartner*innen aus den Bereichen Textil, Produkte und Maschinen.
Lutz Walter
Innovationen in der Textilindustrie
Geschäftsführer der europäischen Textiltechnologie-Plattform, Textilinnovationsexperte, Netzwerkmanager, Keynote-Speaker und Buchautor. Führt ein Beratungsunternehmen, das sich auf Forschung, Technologie und neue Markttrends, Innovationspolitik, Strategien, Management und Finanzen mit Schwerpunkt auf dem europäischen Textil- und Modesektor spezialisiert hat. Er hat die Strategien und die Politik für Forschung und Innovation des europäischen Textil- und Bekleidungssektors geprägt und über 20 Jahre lang große europäische Forschungsprojekte geleitet.
Svenja Bernhold
Textilindustrie, Mode und Nachhaltigkeit
Nach ihrem Masterstudium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle begann Svenja ihre Karriere als Textildesignerin in der Modebranche. Für ein kleines Label aus Bayern entwickelte sie handgefertigte, hochwertige Strickwaren. Seit 2020 ist sie als Designerin und Produktmanagerin bei Zimmer + Rohde tätig. Sie entwirft Textilien für den Innenbereich mit einem starken Fokus auf Farben, Nachhaltigkeit und innovative Materialien. Svenja lehrt Textiles Oberflächendesign an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.
Saman Khodabandeh
Digitale und nachhaltige Mikrofabrikation für Textilien
Saman Khodabandeh ist Textilingenieur und Manager und studierte an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Im Jahr 2018 begann er – als Einkaufsmanager für Produkte aus Asien – Erfahrungen und Einblicke in das Textilgeschäft der Discounter zu sammeln. Im Jahr 2020 verließ Saman diese Position und wurde Business-Development-Manager bei Mitwill Textiles in Frankreich. Seitdem hat er als Projektmanager an zwei EU-Projekten mitgewirkt und leitet weitere Unternehmensprojekte – zum Beispiel im Bereich Corporate Fashion.